Rainer Splitt
20. Januar – 24. März 2002

Der Titel der Ausstellung gibt zum einen den Werkprozeß und zum anderen eine bestimmende Farbe der Ausstellung wieder. Eintauchen und Ausgießen: Die Geste ist von nicht zu überbietender und geradezu radikaler Klarheit. Rainer Splitt benötigt für seine „ Bilder“ jede Menge Farbe: Aluminiumtafeln werden in mit Farbe gefüllte Behälter getaucht und an „Grifflöchern“ wieder herausgezogen. Wie eine Haut umschließt die Masse die Tafeln von allen Seiten. Die Tauchkante in Form einer sanften, Bugwelle ist Resultat der Farbverdrängung im Bottich. Im oberen Bereich läuft die Farbe dünn ab. Man kann fast in sie „hineinsehen“. Der gesamte Herstellungsvorgang bleibt ablesbar und läßt auch die Menge an Farbmasse, die für einen solchen Tauchbottich nötig ist, vorstellbar werden. Als Solitäre oder auch als Gruppierung von „Musterplatten“ lehnen sie an der Wand. Als zentrale Arbeit der Ausstellung wird vor Ort ein „Farbguß“ realisiert: Etwa 180 Liter Farbmasse werden im Ausstellungsraum zu einem Farbsee gegossen. Diese Farbmasse erstarrt mit leichten Wülsten am Rand, an der hochspiegelnden Oberfläche den Umraum reflektierend. Formbestimmend ist vor allem die Individualität des Untergrundes mit seinen spezifischen Neigungen, Kanten und Fugen. Ohne persönlichen expressiven Gestus zu bemühen, bleibt die innere Logik zwischen Ort, Handlung und Form stets offensichtlich. Die Besetzung des Raumes mit Farbe in ihrer unmittelbaren Präsenz erlebt der Betrachter als geradezu physisch; nicht als „abstrakt“, sondern die eigene umgebende Wirklichkeit widerspiegelnd. In Form eines Raummodells wird die Beziehung zwischen Architektur und Farbe zugespitzt.