Jackie Grassmann und Ariel Reichman. BECOMING GEWISH
Kloster Wedinghausen
8. Oktober – 17. November 2021

 

--- VERLÄNGERT BIS ZUM 17.11.2021----

 

8. – 31. Oktober 2021

Ausstellung im Kloster Wedinghausen

Filminstallation in der Propsteikirche St. Laurentius

 

8. – 10. Oktober 2021, jeweils 19 Uhr

Lecture Performances im Kloster Wedinghausen

 

 

 

Ein Projekt des Kunstverein Arnsberg e.V.

in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Arnsberg

im Rahmen des Festjahres 2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland #2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland e.V.

 

Ist es heute möglich, sich zugleich jüdisch und deutsch zu identifizieren? Welche Herausforderungen, Notwendigkeiten, aber auch besonderen Gestaltungsräume bringt ein Leben in Deutschland – wo jüdische Kultur und Religion noch immer kaum repräsentiert sind – für Jüdinnen und Juden mit sich? Wie ist der eigene Konflikt mit der belasteten deutschen Nationalität auszuhalten und wie kann man als Teil der jüdischen Gemeinschaft damit umgehen? Welche Potentiale und Möglichkeiten entstehen in der Verbindung von Deutsch- und Jüdischsein?


Der Komplexität dieser Fragen und der Heterogenität der Antworten begegnen Ariel Reichman und Jackie Grassmann mit einer Methode, die ihre langjährige Freundschaft prägt – dem persönlichen Dialog. Sie führen intensive Interviews mit deutschen Jüdinnen und Juden, die ihre Identität (neu) finden müssen.
Die Arbeit mit individuellen Geschichten wirkt dabei Stereo-typisierungen, Behauptungen von allgemeiner Gültigkeit und jedem Anschein von Abgeschlossenheit entgegen.


Das Fragmentarische und Prozesshafte sowie auch der Dialog prägen die künstlerische Formulierung. Im Zentrum von BECOMING GEWISH steht eine Lecture Performance: Jackie Grassmann und Ariel Reichman erzählen an drei Abenden in Ausstellungsgesprächen mit performativen Elementen sowohl von ihrer eigenen Geschichte, als auch von anderen Umgangsweisen mit dem Spannungsverhältnis von deutscher und jüdischer Identität.

In der Ausstellung verweisen Leinwandarbeiten, in denen zentrale Passagen der Interviews verarbeitet sind, auf die einzelnen Geschichten und Identitätsentwürfe. Sie bilden damit zugleich auch spezifische wie verbindende Kennzeichen dieser neuen jüdischen Identität, ohne die üblichen Marker des Judentums zu wiederholen. Das Neu-Zusammensetzen, Neu-Finden jüdischer Kultur, Religion und Identität im deutschen Kontext und darüber hinaus ist auch in der Bodeninstallation formuliert, die aus Fragmenten des Davidsterns besteht.
Zur Installation gehören ebenfalls Setzlinge der Tradescantia zebrina, einer schnell wurzelnden und Ableger bildenden Zierpflanze, die außerhalb von Deutschland unter dem Namen „Wandering Jew“ bekannt ist. Die Besucher_innen können sie mit nach Hause nehmen und weitergeben – in die Gesellschaft hineintragen.


Der Dialog bleibt wesentlich. BECOMING GEWISH verweist vielfach darauf, dass er nicht nur zentral ist, sondern auch nahe liegt. Die Videoarbeit „And it‘s God who loves whiskey“, die während der Lecture Performances im Kloster Wedinghausen und danach bis 31. Oktober in der Propsteikirche St. Laurentius zu sehen ist, greift das Motiv der Mikwe, ein rituelles Tauchbad, auf. Der Neubeginn, der Übertritt, die Verwandlung oder Konfrontation der eigenen Person, welche mit dem Untertauchen in oder Waschen mit Wasser vollzogen werden, ist ein geteiltes Element fast aller Religionen und macht das Existenzielle dieses Rituals sichtbar.


Die Künstler_innen möchten sich bei folgenden Personen für ihr Vertrauen und ihren Einsatz bedanken: Alexander Green, Olaf Kühnemann, Noam, Leonie Otten, Johannes van Suntum, sowie Josephine Burkart, Anneliese Ostertag, Shelley Tootell and Eliza Posny.

The wandering Jew © Die Künstler_innen